Photo: Univ.-Doz. Dr. med. Walter-Michael HALBMAYER
   
 

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Hämostaseologische und genetische Analytik bei habituellem Abort, Kinderwunsch, In-Vitro-Fertilisierung

Von Ihrem behandelnden Arzt wurden Ihnen unter anderem auch einige spezielle genetische und gerinnungstechnische Untersuchungen empfohlen, deren Zusammenhang mit der Abklärung nach einem Abort oder vor einer geplanten in vitro Fertilisierung in den nachfolgen Zeilen skizziert werden soll:
Die Untersuchung umfasst für Sie ein ärztliches Gespräch und eine Blutentnahme aus der Armvene; Sie brauchen dafür nicht nüchtern zu sein, sollten aber 6-8 Stunden vor dem Blutabnahmetermin fette Speisen und Milchprodukte meiden.

Untersucht werden in Ihrem Blut die Funktion und/oder Genetik etlicher Eiweisskörpern (Proteine) des Gerinnungssystems, deren Störung eine Neigung zur Übergerinnbarkeit (Hyperkoagulabilität) des Blutes bedingen kann. Im Rahmen einiger erworbener aber auch vererbter Veränderungen des Gerinnungssystems kann es dabei auch zur vermehrten Neigung zur Fehlgeburtlichkeit kommen. Verantwortlich macht man dafür kleinste Blutgerinnsel in den Plazentazottengefäßen, welche die Verbindung zwischen mütterlichem und kindlichen Blutkreislauf darstellen und das Wachstum der Frucht gewährleisten. Zu den untersuchten, erworbenen Phänomenen gehört u.a. das sogenannte Antiphospholipid-Syndrom, zu dessen Ausschluss in diesem Zusammenhang Antikörper gegen verschiedene Proteine (Cardiolipin, ß2-Glycoprotein-1, ...) und Gerinnungseigenschaften wie das Lupusantikoagulanz mit einigen Gerinnungsanalysen (dilute Russells Viper Venom Time, Silica Clotting Time und Bestätigungstest,...) bestimmt werden können. Neueste Forschungsergebnisse zeigen zudem auch einen Zusammenhang dieser Phänomene mit einer Behinderung des Nidations(Einbettungs)vermögens des befruchteten Eis, einer Schwangerschaftsbehinderung, der man - bei Kenntnis - medikamentös begegnen kann.

Zu den erblichen Veränderungen gehört in diesem Zusammenhang die sogenannte Faktor V Leiden Mutation (APC-Resistenz) und die Prothrombinvariante 20210A, die mit 5 % bzw. 2%Vorkommen in der Bevölkerung häufige Thromboseursachen sind und auch mit einem erhöhten Risiko für die Fehlgeburtlichkeit verbunden sind. Zudem kann mit der Bestimmung dieser genetischen Variationen ein etwaig bestehendes Thromboserisko in der Schwangerschaft, im Kindbett oder bei Hormongabe, besser kalkuliert werden und entsprechende Gegenmaßnahmen geplant werden. Weiterführende, spezielle Laboruntersuchungen, die mit Abortneigung oder frustranen IVF-Versuchen assoziiert werden, sind erhöhte Faktor VIII Spiegel, erhöhtes Homocystein, MTHFR-Mutation, verminderter Faktor XII und einige andere mehr.